Die Landgemeinde Rudow war eine der 59 Landgemeinden, die sich am 1. Oktober 1920 zur neuen Stadtgemeinde Berlin zusammenschlossen. Rudow war am 31. März 1920 1440 ha groß und zählte am 8. Oktober 1919 1447 Einwohner, so daß etwa ein Einwohner auf 1 ha = 10.000 m² Land kam. Rudow wurde damals entsprechend dem Gesetz von Groß-Berlin dem 14. Verwaltungsbezirk Neukölln zugeteilt.
Die eigentliche Siedlertätigkeit setzte in RUDOW nach dem 1. Weltkrieg ein. Die »Terrain-Gesellschaft am Teltow-Canal-Rudow-Johannisthal AG«, die das Rudower Gut erworben und parzelliert hatte, bot Grundstücke zum Kauf an. Kaufpreis 1930 in der Straße 129 (heute Uhrmacherweg) 3,50 Goldmark für den m² - 1 Goldmark zu 1/2790 Kilogramm Feingold gerechnet. Auch einige Bauern parzellierten und verkauften ihre Äcker. Die Firma Karl Meyer & Co verkaufte 1928 die Parzelle 106 (jetzt Großenhainer Weg) für einen Preis von 2,00 Goldmark für den m² - 1 Goldmark zu 1/2790 Kilogramm Feingold gerechnet.
 

Die ersten Siedler wünschten sich einen Zusammenschluss zu einer Siedlergemeinschaft.

Der Kaufpreis wurde mit Goldmark (GM), die Gebühren für die Kaufverträge mit Rentenmark (RM) bezahlt. Einer der ersten Siedler war der Stadtamtmann Heinrich Albeck, der am heutigen Mohnweg eine Parzelle erwarb. Als sich nach und nach immer mehr Siedler einfanden, wurde der Wunsch nach einem Zusammenschluss der Siedler in einer Siedlergemeinschaft stärker. Besonders Rudolf Schadebach bemühte sich darum. Erstens um die Neusiedler zu unterstützen und zweitens um allgemeine Ortsverbesserungen herbeizuführen. Dazu muß man wissen, daß Rudow zu dieser Zeit nur ca. 3.000 Einwohner hatte, die zwischen Kappenstraße, Prierosser Straße (früher Bendastraße), Köpenicker Straße, Alt-Rudow (früher Neuköllner Straße) und dem Bahnhof Rudow wohnten. Aber außer den Chausseen nach Waltersdorf, Groß-Ziethen, Adlershof und Buckow waren die Kanalstraße, die Krokusstraße (früher Bismarkstraße), und die Prierosser Straße (früher Bendastraße) die einzigen befestigten Straßen. Die Köpenicker Straße, die in die Chaussee nach Adlershof-Köpenick mündete, war von der Straße Alt-Rudow nur bis zum Friedhof gepflastert.
Am 8. Mai 1921 fand im Lokal »Rupperts Vereinshaus«, Inhaber Karl Garnitz, Neuköllner Straße 257 (heute Alt-Rudow) eine Versammlung statt, zu der 25-30 Siedler erschienen und auf der der »Siedlerverein Neu-Rudow« e.V. gegründet wurde. Unter den Erschienenen waren die Herren Rudolf Schadebach, Heinrich Albeck, Ruppert, Zellmann, Conrad, Müller, Nowigk, Speck, Emil Wutzky, Lehmann, Paul Herzig, Schulze, Ferdinand Czerwinski und Well. Die Versammlung wählte als 1. Vorsitzenden Rudolf Schadebach, als 1. Schriftführer Heinrich Albeck und als 1. Kassierer Herrn Ruppert. Ferner wurden in den Vorstand gewählt die Herren Zöllmann, Stadtrat Conrad Schulz, bekannt als »Brunnenschulze«.
Der Verein war noch klein, aber seine Aufgaben waren groß. Rudow war ja nach dem 1. Weltkrieg noch ein Dorf im Kreis Teltow und gehörte zum Amtsbezirk Adlershof. Die Einheitsgemeinde Groß-Berlin war erst im Oktober 1920 gebildet worden.
Als Verkehrsverbindung von Berlin nach Rudow gab es ab 1. Oktober 1913 die Straßenbahnlinie 47, die aber vom Krankenhaus Neukölln ab nur einspurig und einmal stündlich verkehrte.
Die erste Straßenbahn fuhr um 7 Uhr früh und um Mitternacht kam man nur noch bis zur Juliusstraße in Neukölln, dann fuhr die Bahn ins Depot in der Kanner Straße in Neukölln. Wer also nachts nach Hause kam, mußte zu Fuß und im Dunkeln nach Rudow, denn eine Straßenlaterne gab es nur am Krankenhaus Neukölln und an der Johannisthaler Chaussee. Herr Schadebach bemühte sich, bei der BVG eine Verbesserung der Verkehrsverhältnisse zu erreichen.
Der erste Erfolg war die Einführung des halbstündigen Verkehrs. Es dauerte jedoch noch Jahre, bis auf immer neue Anträge des Vorstandes die Strecke zweigleisig ausgebaut und der viertelstündliche Verkehr erreicht wurde. Der zweigleisige Verkehr erfolgte erst bis »Stübert«, also bis zur Ecke Fritz-Erler-Allee. Dort entstand eine Ausweichstelle, wo die Straßenbahn aus Berlin wartete, wenn die Straßenbahn auf der eingleisigen Strecke aus Rudow entgegenkam. Aber vor 50 Jahren war die Strecke schon bis zur „Rudower Spinne“ ausgebaut. Natürlich hatte auch die immer stärkere Besiedlung der Außen­bezirke die Verbesserung der Verkehrsverhältnis­se beeinflußt, aber die Initiative lag immer beim Verein.

 

Straßenschilder wurden in Eigenregie angefertigt und an die Zäune der Parzellen genagelt.

Inzwischen wurde die Werbung neuer Mitglieder betrieben. Da die Wege in den Siedlungsgebieten nach der Inbetriebnahme nummeriert wurden, also keine Namen hatten (nur die Straßen in den Siedlungsgebieten hatten keine Namen, im alten Rudow gab es schon Namen!) und auch die Post Schwierigkeiten bei der Zustellung hatte, wurden vom Verein Namen ausgedacht, die auf Bretter in der Größe 0,50 x 0,50 m aufgemalt und an die Eckpfeiler der Siedlerzäune genagelt wurden. Diese Namen wurden später von der Behörde übernommen und bestehen noch heute.
Die Beschaffung derartiger Straßenschilder wäre heute keine Schwierigkeit; damals aber war es schon vom Geld her gesehen ein großes Problem. Die Firma Herzig (damals nur ein Holzplatz) lieferte Holz zum Vorzugspreis und Tischler und Maler aus der Siedlung übernahmen gegen geringes Entgelt die weitere Bearbeitung. Dann wurde eine Obstbaumspritze angeschafft, die leihweise den Mitgliedern zur Verfügung gestellt wurde. Kunstdünger wurde vom Verein gekauft und von den Rieselfeldern wurde die Anfuhr von Schlick organisiert.
Nach dem verlorene 1. Weltkrieg fehlte es ja an allem. Da es in Rudow noch keine Baumate­rialienhandlungen gab, mußte man sich die Baustoffe mit dem Handwagen aus Britz oder Neukölln heranholen. Das alte Dorf Rudow hatte zwar Strom, aber es fehlten die Anschlussleitungen. In den Siedlungshäusern brannten Petroleumlampen. Selbst die Neuköllner Straße hatte zwischen dem Krankenhaus Neukölln und Alt-Rudow keinen Strom. Da kamen dann Verhandlungen mit der Mannesmann-Gesellschaft in Gang, die bereit war, den Siedlern Freileitungen zu legen, für die sie ungefähr 300,00 RM bezahlen und monatlich mit Restgeldverzinsung tilgen sollten. Der Verein lehnte dieses Ansinnen ab und verlangte von der Stadt die Elektrifizierung, was dann auch erreicht wurde. Ferner forderte der Verein Hydranten in den Straßen und eine Berufs-Feuerwehr mit den erforderlichen Geräten. Durch diese Erfolge und dank der eifrigen Werbung wuchs der Verein zusehends.

 
Das erste Stiftungsfest fand 1922 mit 50 Gästen im „Gasthaus zum kühlen Grunde“ statt.

Nach einem Jahr des Bestehens, im Jahre 1922, fand im „Gasthaus zum kühlen Grunde“ (Ruppert) das erste Stiftungsfest statt, an dem etwa 50 Personen teilnahmen. Dieses Stiftungsfest lebte in der Erinnerung der Teilnehmer als ein sehr harmonisches und gemütliches Fest mit Musik und Tanz weiter.
Es gab schon damals eine Gruppe von »Freien Siedlern«, die eine Splitterorganisation bildeten und dem Verein durch Störung der Versamm­lungen und Verteilung von Propagandazetteln der KPD zu schaffen machten. Der Verein fasste daher den Beschluss, daß jede Parteipolitik bei den Sitzungen verboten sei. Dieser Beschluss wurde in Abständen erneuert und gilt auch heute noch.
Im Jahre 1923 legten der Kollege Schadebach sowie der Kassierer und der 2. Vorsitzende ihre Ämter nieder und der Kollege Winkler übernahm die Vereinsführung zusammen mit den Kollegen Schmidt als 2. Vorsitzenden und dem Kollegen Krampe als Kassierer. Den vorgenannten folgten die Kollegen Rupprecht und Müller und ab 1935 hatte der Kollege Jäger die Vereinsleitung.
Inzwischen war der Verein auf 1.000 Mitglieder angewachsen. Es entstanden die Frontkämpfer- die Arbeitslosen- und die Kinderreichensiedlung. Der Name unseres Vereins – Siedlerverein RUDOW – mußte auf Anordnung der Provinzgrup­pe geändert werden. Siedler, so hieß es in der Begründung, sind diejenigen, die ihr Haus auf Erbpachtland stehen haben, während die Mitglieder unseres Vereins Eigentümer der Grundstücke waren. So entstand am 1. Januar 1936 der neue Name Eigenheim- und Grundbesitzer RUDOW e.V.
Der Ausbruch des 2. Weltkrieges im Jahre 1939 brachte eine gewisse Lähmung des Vereinswesens mit sich. Von 1940 an wurden durch die Provinzgruppe Zuteilungen von Siedlerbedarf für die Mitglieder des Vereins überwiesen. Unter anderem für Spiritus, Petroleum, Kohlenscheine usw., Farben, Karbolineum und Einweckgläser. Bombengeschädigte wurden bevorzugt. Eigene positive Arbeit wurde nicht mehr geleistet, sondern nur nach Anweisung der Provinzgruppe gehandelt.
Im April 1944 wurde dem Kollegen Jäger die Vereinsführung von der Provinzgruppe entzogen und der Kollege Venz dazu berufen.
Die Frauengruppe sammelte bei den Siedlern Obst für Lazarette und betreute Verwundete
Von nun an wurden Vorträge gehalten und Anweisungen erteilt über den Bau von Behelfshei­men und das Verhalten bei Fliegerangriffen. Sammlungen von Obst für die Lazarette sowie die Betreuung von Verwundeten durch die Frauengruppe unter der Leitung von Frau Gütermann wurden durchgeführt. Versuche jedoch, die Frauengruppe der NS-Frauenschaft einzuverleiben, scheiterten, da unsere Frauen auf der dazu einberufenen Versammlung nicht erschienen.
Am 2. Dezember 1943 gab es als Folge eines Luftangriffs 12 Tote, mehrere abgebrannte Häuser und leichtere Brandschäden an der Kirche, Pfarrei und Gemeindehaus.
Am 24. April 1945 wurde bei einem erneuten Fliegerangriff auf Rudow durch eine Luftmine Kirche und Pfarrhaus zerstört.
Das Jahr 1945 brachte den totalen Zusammen­bruch und das Chaos. Am 24. April 1945 marschierte die Sowjetarmee von Schönefeld aus in Rudow ein. Auf dem Feld zwischen dem Zwickauer Damm, Neuköllner Straße, Fritz-Erler-Allee und den Gleisen der Neukölln-Mittenwalder-Eisenbahn war eine deutsche Flakstellung stationiert. Als die Deutsche Wehrmacht abzog, machte sie alle Geschütze unbrauchbar, damit diese von der Sowjetarmee nicht benutzt werden konnten. Für Rudow war der Krieg am 24. April 1945 beendet, aber der Hunger blieb. Woher aber bekam man jetzt die benötigten Pflanzen, Samen und Dünger?
Wieder mußte aus dem Nichts aufgebaut werden.
Auf Wunsch einer Anzahl Mitglieder sollte der Verein weiterleben und so übernahm der Kollege Max Gaertych die schwere Aufgabe, den Verein zu reorganisieren und aufzubauen.
In einer von ihm einberufenen und von der Russischen Kommandantur genehmigten Versammlung wurde ein neuer Vorstand bestehend aus den Kollegen Gaertych – 1. Vorsitzender; Titze – 2. Vorsitzender; Oskar Müller – Kassierer und in einer Nachwahl Kollege Hühns – Schriftführer; nach  demokratischem Vereinsrecht gewählt. Auch die meisten Gruppenleiter fanden sich wieder zur Mitarbeit bereit, so daß die Beiträge der Mitglieder kassiert werden konnten.
Und wieder nahm der Vorstand Verhandlungen auf, um bessere Verkehrsverbindungen zu erreichen, denn die Straßenbahnlinie 47 fuhr von der zerstörten Buschkrugbrücke bis zur »Rudower Spinne« und zurück und die Linie 147 fuhr nach Schönefeld. Wer jedoch mit der Straßenbahn 47 in Rudow ankam, mußte bis Schönefeld noch einmal bezahlen.
Kollege Gaertych erreichte, daß die Linie 147 eingezogen, ein Pendelverkehr nach Schönefeld eingerichtet wurde und das Umsteigen kostenfrei war. Später wurde erreicht, daß die Linie 47 über die Blaschkoallee, Hermannstraße und Silbersteinstraße zum Bahnhof Neukölln geführt wurde.
Durch den vollständigen Ausfall der Straßen­beleuchtung häuften sich die Diebstähle bei den Siedlern und der Vorstand erreichte, daß die Siedler eine Notbeleuchtung anlegen durften, für die der Strom von der BEWAG geliefert und mit der Stadt verrechnet wurde.

Auch in anderer Hinsicht war der Verein sehr aktiv. Die Frauengruppe formierte sich aufs neue. Schon 1946 wurden für das Krankenhaus Neukölln über 46 Zentner Obst und Gemüse gespendet. Gespendetes eingewecktes Obst wurde den Patienten im Neuköllner Krankenhaus durch unsere Frauen selbst überreicht. Das Jahr 1948 war ein Rekordjahr an Spenden. Über 75 Zentner Obst und Gemüse wurden gesammelt, wovon 25 Zentner dem Altersheim zur Verfügung gestellt wurden und ca. 50 Zentner im Beisein des stellvertretenden Bezirksbürgermeister Leiner und Bezirksstadtrat Raddatz auf dem Karl-Marx-Platz an alte Rentner verteilt wurden. Die Bezirksgrup­pe beschaffte Saatkartoffeln und verteilte sie an die Vereinsmitglieder. Die Anregung der Kollegen Gaertych und Scholz, ein Grundstück für den Verein zu erwerben, wurde vorerst vom engeren Vorstand abgelehnt.
 

Unter amerikanischer Zensur entstand ein Mitteilungsblatt für die Eigenheimer.

Ein Mitteilungsblatt wurde geschaffen, um den Mitgliedern das Vereinsgeschehen zu übermitteln. Dieses Mitteilungsblatt unterlag aber der amerikanischen Zensur. Der Kopf des Blattes mußte geändert werden: »Eigenheim- und Grundbesitzer Rudow e.V. gibt seinen Mitgliedern bekannt«. Ferner mußte jede Ausgabe in deutscher und englischer Sprache vor dem Drucken der amerikanischen Kommandantur zur Genehmigung vorgelegt werden. Jede Versammlung mußte angemeldet, sowie Redner und Vortragsthemen in Deutsch und Englisch angegeben werden. Neue Satzungen wurden beschlossen und der Verein schloß sich am 1. Juli 1946 offiziell dem »Zentralverband der Kleingärtner, Siedler und bodennutzenden Grundbesitzer« an. Hier wurde vom Vorstand unserem Verein Rat und Hilfe zuteil und Wege gewiesen, um unseren Mitgliedern noch besser helfen zu können. Über den Zentralverband wurde eine Kollektiv-Haftpflichtversicherung für alle Mitglieder des Vereins vor und auf ihrem Grundstück gegenüber Dritten abgeschlossen.
Als in den Jahren 1920-1930 die »Terraingesellschaft am Teltow-Canal Rudow-Johannisthal AG« und verschiedene Rudower Bauern ihre Ländereien und Äcker parzellierten und verkauften, hat der damalige Magistrat jedes Grundstück mit einer Hypothek von 1.000 bis 1.500 Mark belegt. Diese Gelder wurden monatlich mit 6 bis 8 Mark in den Pflasterkassen abgezahlt und galten als Fond für spätere Straßenbaukosten.
Aus den 14 Mitgliedergruppen des Vereins bildeten sich 14 Pflasterkassen. Jede Pflasterkasse wurde ein eingetragener Verein. Als Hitler 1933 an die Macht kam, verbot er die Pflasterkassen und kassierte die vorhandenen Gelder.
Durch dauernde Vorstellungen und Nachfragen beim Zentralverband der Eigenheimer und Siedler über den Verbleib der Gelder aus den Pflasterkassen wurde der Zentralverband beim Senat von Berlin vorstellig, die Wiederbelebung der Pflasterkassen zu erlauben.

Die Wiederzulassung der Pflasterkassenvereine wurde erst wieder im Jahre 1947 erreicht.
 
1947 beschaffte und verteilte der Verein Saatgut und Kunstdünger für die Mitglieder.

Im März 1947 hatte der Verein bereits über 2.000 Mitglieder. Die Beschaffung und Verteilung von Saatgut und Kunstdünger sowie Sammlungen von Spenden für ein Altenheim wurden auch in der Folgezeit durchgeführt und die Zahl der Mitglieder stieg bis Ende 1947 auf 2.200.
Konrad Ehrke hatte auch wieder mit den Baum­schnitt-Lehrgängen an Sonntagvormittagen begonnen, um die Mitglieder das Selbstschneiden der Bäume zu lehren. Durch Vermittlung des Zentralverbandes konnten Obstgehölze für 1.400,00 Reichsmark (RM) und gegen Bezahlung weiterverkauft werden; desgleichen auch Saatgut. Vorstellungen beim Landes-Wirtschaftsamt hatten Erfolg, so daß der Bezirksgruppe und dem Verein 8 Loren Kali, Thomasmehl, amerikanischer und anderer Kopfdünger zugewiesen wurde. Die Verantwortung für die Verteilung, die nur an Siedler vorgenommen werden durfte, übernahm Kollege Gaertych.
Ende August 1947 wurde wieder einmal eine Sammlung von Obst und Gemüse einer Fleischkarte (25 g) und einer Brotkarte (50 g) von den Gruppenleitern durchgeführt. Mit dieser Sammlung wurde für 200 Altersheim-Insassen (Flüchtlinge, alte Männer und Frauen) ein froher Sonntag bereitet. 500 l Essen (Grüne Bohnen und Mohrrüben) wurden von den Frauen zubereitet. Kartoffeln wurden von den Bauern gespendet, 23 Blechkuchen vom Bäcker Grosswend gebacken, die Äpfel von den Frauen geschält und aufgelegt. Kaffee besorgte das Altersheim, Fleisch lieferte Fleischermeister Manske. Gekocht wurde das Essen im Altersheim vom Sohn der Frau Schröder (gelernter Koch) und alles durch den Kollegen Dornbusch per Auto zum Kasino der Firma Wintershall Werk Fusor geschafft. In Gegenwart der Herren Bürgermeister Leinert, Stadtrat Raddatz, Schlipf und dem Verbandsvorsitzenden Naulin erlebten auch 70 alte Rentner des Vereins frohe Stunden mit Musik und Kabarett. Am Schluss der Feier erhielt jeder (außer unsere Rentnern) einen Teller voll mit Obst geschenkt. Außerdem wurden dem Altersheim 25 Zentner Gemüse und Obst zur Verfügung gestellt. Der Frauengruppe wurde ein Tischbanner gestiftet.
Die Beschaffung von Zaunstielen und der Weiterverkauf der noch lagernden Düngemittel wurde fortgesetzt. Die Kartoffellieferungen durch das Bezirksamt waren ein organisatorischer Misserfolg.
Von 1.200 eingetragenen Mitgliedern bekamen nur etwa 700 Mitglieder die zugeteilte Menge, da der Winterverkauf vom Ernährungsamt eingestellt wurde.
Am 26. März 1948 übernahm Kollege Titze die Vereinsführung, sein Stellvertreter wurde Erich Schwarz. Mit der Normalisierung der Verhältnisse entfiel die Verteilung von Siedlerbedarf durch den Verein und damit sank auch die Zahl der Mitglieder wieder rapide auf 1.500 ab.
Im September 1948 konnte abermals eine Wohl­tätigkeitsveranstaltung im Altersheim veranstaltet werden. Eine Ausstellung des Zentralverbandes regte unseren Kollegen Mierke im September 1949 zur Gestaltung einer Ausstellung »Rudower Grüne Tage« im Juliuspark an. Eine Ausstellung für Rudow, an der sich auch die Geschäftsleute beteiligten, die weit über Rudows Grenzen, ja über ganz Berlin Aufsehen erregte.
Durch die Teilnahme des Bürgermeisters und vielen Behördenvertretern bei der Eröffnung, wo auch der Vorsitzende des Zentralverbandes von Berlin, Herr Naulin, und viele Vereinsvertreter zugegen waren, wurde dem Verein viel Achtung und Dank zuteil. Es war ein voller Erfolg. Das Ansehen des Vereins stieg durch die vorbildliche Leitung unseres Kollegen Mierke.

Im November 1949 erzielte am selben Ort eine »Allgemeine Kleintierschau« der Kleintierzüch­tergruppe des Vereins eine Revolution bei den Kleintierzuchtvereinen durch den niedrigen Käfigpreis.
 
Wegen der Veranlagung zur Grundsteuer wurde eine Rechtsberatungsstelle eingerichtet.

Im selben Monat wurde wegen der Einführung der Baunotabgabe und wegen der Veranlagungen zur Grundsteuer die Einrichtung einer Rechtsberatungsstelle notwendig. Diese Sprechstunde, die im Lokal von Scheffler an der Rudower Grenze abgehalten wurde, leitete der Kollege Max Gaertych; ein Rechtsanwalt des Zentralverbandes zur Beratung und zum Ausfüllen der Formulare stand zur Verfügung.
Um den Prozess Pflasterkassen gegen den Magistrat wirksam durchführen zu können, hat sich der Verein an den Prozesskosten beteiligt.

Im Juni 1950 wurden neue Wasseranschlüsse von den Wasserwerken erwirkt. Im Herbst 1950 ergab eine Obst- und Gemüseversammlung des Vereins eine Menge von 75 Zentnern, davon wurden 25 Zentner dem Altersheim zur Verfügung gestellt und 50 Zentner durch den Vorstand unter Aufsicht und vorheriger Absprache mit Bürger­meister Leiner und Stadtrat Raddatz an alte Rentner aus Neukölln an einem Sonntagvormittag auf dem Karl-Marx-Platz verteilt.
 

1950 umfasst Rudow 25 % der Fläche Neuköllns.

Jetzt ist der Ortsteil Rudow 1.255 ha groß und umfasst damit rd. ¼ der Fläche des Verwaltungs­bezirks Neukölln. Am 30. April 1950 hatte Rudow 17.282 Einwohner. Dies bedeutet gegenüber 1919 eine 12fache Steigerung. Es wohnen jetzt auf 1 ha = 13,7 Personen. Im Oktober wurde, wieder unter der Leitung des Kollegen Mierke, zum zweiten Male die Ausstellung »Rudows Grüne Tage« gestaltet. Sie war noch größer und schöner als die erste Veranstaltung, zog Besucher aus ganz Berlin an und brachte wiederum Anerkennung für den Verein und den Kollegen Mierke.
Im Dezember 1950 wurde das Jugendorchester unter der Leitung des Kollegen Rektor Wachhholz vom Verein übernommen und kurzfristig unterstützt. Jetzt hatte der Verein 1.600 Mitglieder.
Anfang 1951 kam es zur Gründung einer Schaf- und Ziegenzuchtgruppe.
Das Jahr 1951 war auch das Jubiläumsjahr des Vereins. 30 Jahre sind vergangen, seitdem ein kleiner Kreis von Siedlern die Initiative ergriff und den Grundstein unseres heutigen großen Vereins legte. An zwei Tagen, am 12. und 13. Mai wurde dieses Bestehen mit einem großartigen Festprogramm, verbunden mit einer Spende an das Sozialamt durchgeführt. Hauptorganisator war wieder unser Karl Mierke. 100 alten und bedürftigen Mitgliedern wurde beim Besuch der Veranstaltung eine Spende überreicht.
Und zum dritten Male führte Kollege Mierke im Juliuspark »Rudows Grüne Tage« erfolgreich durch.
Im Jahre 1952 trat eine Veränderung in der Besetzung des Vorstandes ein, indem der Kollege Gaertych zum 2. Schriftführer gewählt und die Gestaltung des Mitteilungsblattes den Kollegen Kügler und Gaertych übertragen wurde.
1948 war die Währungsreform. Für »Reichs­mark«-Bestände erhielt man nur noch 1/10 in der neuen Währung »Deutsche Mark«. Die angesparten »Reichsmark«-Gelder in den Pflasterkassenvereinen sollten auch 1:10 abgewertet werden. Dagegen wurde 1948 mit dem »Zentralverband der Kleingärtner / Siedler und bodennutzenden Grundbesitzer« ein Prozeß angestrengt, der in unserem Verein vom Kollegen Willi Wolf geführt wurde.
Dieser Prozess wurde im Februar 1952 gewonnen. Unser Verein konnte bekannt geben, daß der Bundesgerichtshof entschieden hatte, die eingezahlten Pflasterkassenbeiträge auf die Anliegerbeiträge 1:1 anzurechnen. Jedes Pflasterkassenmitglied bekam eine Endrechnung, die beim Ausbau der Straße mit den Erschließungskosten verrechnet wurde oder auch heute noch wird.
In der Folgezeit beantragte der Verein beim Bezirksamt Neukölln den Bau einer öffentlichen Bedürfnisanstalt an der Rudower Spinne (U-Bahnhof Rudow), gleichzeitig bei der Bundespost die Errichtung von Telefonzellen, die aber nach mehreren Verhandlungen abgelehnt wurden.

Anträge bei der BVG, die Straßenbahnlinie 47 über den Hermannplatz bis zum Oranienplatz und die Linie 3 über den Hermannplatz bis nach Rudow (Rudower Spinne) zu verlängern, hatten keinen Erfolg. Auch wegen des Baus von Radfahrwegen und besserer Straßenbeleuchtung wurde der Verein vorstellig. Beides wurde zugesagt.
 
Vom Kanarienvogel bis zur Ziege – erste Kleintierzüchterausstellung der Siedler.

Die Kleintierzüchtergruppe unter dem Vorsitz des Kollegen Karl Mierke entschloss sich, eine »Kleintierschau« zu veranstalten, die die »Rudower Grüne Tage« ablösen sollte. Zu dieser Schau, die alles umfasste, was ein Siedler züchten kann – vom Kanarienvogel und Wellensittich über Tauben und Hühner bis zum Nerz, Kaninchen, Schwein, Schaf und zur Ziege – brachten Züchter aus ganz Berlin ihre Tiere. Edelste Rassen waren vertreten und brachten ihren Züchtern schöne Preise. Anerkennung und Lob kamen auch vom Tierzuchtamt. Besonders stolz konnte der Kollege Mierke sein, der sich zum Ziel gesetzt hatte, zu beweisen, daß solch eine Veranstaltung auch ohne eine Käfiggebühr von 3,00 bis 5,00 DM durchzuführen war. Zu den Ausstellern gehörte auch der Berliner Zoo mit einigen schönen Tieren.
Von den Frauen wurde eine Modenschau mit selbstgefertigten Pelzmänteln, Jacken, Westen und Kleidungsstücken aus selbstgesponnener Wolle von Schaf und Angorakaninchen veranstaltet. Im Jahr 1953 machte die Wiederinstandsetzung der vorhandenen Straßenlaternen weitere Fortschritte.
Im Vorstand gab es einige Veränderungen. Für den ausgeschiedenen Kollegen Erich Schwarz wurde Kollege Max Gaertych zum 2. Vorsitzenden und Otto Lehmann zum 2. Schriftführer gewählt.
Am 14. September 1953 wurde endlich der entscheidende Beschluss gefasst, das Grundstück Neuköllner Straße 297 vom Kollegen Giese zu erwerben.
Auch in diesem Jahr veranstaltete die Kleintier­züchter-Gruppe eine Ausstellung, wiederum mit großem Erfolg. Die Frauen der Kleintierzüchter, angeregt durch eine Verbandsmodenschau, gründeten im April 1954 eine Selbstverwerter­gruppe unter der Leitung von Frau Suschke, um selber die Felle der gezüchteten Tiere zu verarbeiten.
Als zu Beginn des Jahres 1954 der 1. Vorsitzende des Vereins, Kollege Titze, nach sechsjähriger Vorstandstätigkeit zurücktrat, wurde in der Jahreshauptversammlung der Kollege Walter Kober zum 1. Vorsitzenden gewählt. Die anderen Vorstandsmitglieder wurden wiedergewählt. 2. Vorsitzender wurde Kollege Max Gaertych, 1. Schriftführer Kollege Alois Kügler, 1. Kassierer Kollege Karl Mierke, 2. Schriftführer Kollege Otto Lehmann und 2. Kassiererin Hildegard Krüger. Kollege Walter Kober, der bis hierhin den Vorsitz in der Pflasterkasse 5 innehatte, war schon des Öfteren mit dem Tiefbauamt in Verbindung getreten und nahm nun als 1. Vorsitzender auch den Kontakt mit den Bezirksamtsmitgliedern auf. Es gelang ihm in zähen Verhandlungen, die Sanierung der öffentlichen Straßenbeleuchtung in Rudow voranzutreiben, so daß Ende 1954 der Vorkriegszustand erreicht war.
Jetzt, da das Grundstück erworben war, wurde auch der Plan zum Bau eines Vereinshauses akut. Nach dem Entwurf des Kollegen Karl Mierke fertigte der Kollege Senske für den Verein kostenlos eine vorschriftsmäßige Zeichnung an. Die mit großem Erfolg im Jahre 1954 durchgeführte 21. Kleintierschau (3.000 Besucher), an der sich auch der Rudower Kleintierzuchtverein beteiligte, sollte vorläufig die letzte Veranstaltung dieser Art sein. Die Baupolizei sperrte den »Juliuspark« als nicht mehr benutzbar. Dadurch ging dem Verein nicht nur die Ausstellungsmöglichkeit, sondern auch der große Versammlungsraum verloren.
Die Selbstverwertergruppe rührte sich. Frau Damerau als 1. Vorsitzende und Frau Kumm als 1. Kassiererin schufen mit den Frauen der Gruppe aus gespendeten Fellen, Stoffen etc. Mäntel, Jacken und Mützen und stellten diese Sachen dem Jugendamt für Heim- und Waisenkinder zur Verfügung. Die Sammlung von eingewecktem Obst für das Sozialamt wurde eingestellt.
Das Jugendorchester spielte vor den Kranken im Städtischen Krankenhaus Neukölln und zum 50-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr in Rudow.

Zum Beginn des Jahres 1955 gelang es dem Kollegen Kober, das Bezirksamt zu einer Besichtigung der Straßen in Rudow zu bewegen, und zwar an einem Tag, an dem die Straßen schwammen, um zu zeigen, wie dringend nötig der Ausbau dieser Straßen war.
 
40.000 Steine für das Vereinshaus gekauft.

Am 14. Februar 1955 wurden 40.000 Steine für den Bau des Vereinshauses gekauft. Unter der Leitung des Kollegen Kumm wurde ein Arbeit­einsatz von Mitgliedern organisiert und mit den Ausschachtungs- und Betonarbeiten begonnen. Bereits am 7. August konnte im Beisein von Bezirksbürgermeister Exner und der Mitbegründer des Vereins Müller, Schadebach und Wutzky der Grundstein gelegt werden. Es wurde beschlossen, zur finanziellen Unterstützung des Bauvorhabens sogenannte Bauanteilscheine im Wert von 1,00 DM auszugeben.
Ein langgehegter Wunsch der Rudower nach einer Busverbindung wurde am 1. Oktober 1955 durch den Einsatz der Buslinie A 52 von der Kanalstraße nach Marienfelde erfüllt. Nun hatte Rudow die Straßenbahnlinie 47 und die Buslinie A 52.
Dank der Unterstützung durch die Mitglieder Herzig (Baustoffhandel), Stübert (Bautischlerei) und Hoffmann (Baustoffhandel) konnte am 22. Oktober 1955 das Richtfest für den Neubau des Vereinshauses stattfinden. Als Ehrengäste waren die Bezirksstadträte Zerndt und Zingel­mann sowie Bezirksverordnetenvorsteher Großmann erschienen. Nach einer Ansprache von Bezirksstadtrat Zerndt und dem Richtspruch von Zimmermeister Stübert dankte Kollege Kober allen Gästen für das Interesse, das sie dem  »Eigenheim- und Grundbesitzer RUDOW e.V.« erwiesen hatten. Anschließend fand ein Eisbeinessen im Lokal Richter in der Prierosser Straße statt. Zum Abschluss des Jahres wurde als Weihnachtsgabe für alle Mitarbeiter ein Wurstessen im Lokal Zimdarse, Straße Alt-Rudow gegenüber von Reichelt, durchgeführt.

Nach Fertigstellung der Licht- und Heizungs­anlagen in den Kellerräumen des Hauses wurden Sprechstunden für Mitglieder ab 3. Januar 1956 im Vereinshaus durchgeführt. Vorher befand sich die Geschäftsstelle im Juliuspark / Bahnhofstraße 1 (heute Groß-Ziethener Chaussee).
 

Bauanteilscheine zum Ausbau des Vereinshauses wurden mit 5 % Verzinsung angeboten.

Auf Grund eines Beschlusses des erweiterten Vorstandes und nach Zustimmung durch die Jahreshauptversammlung wurden nunmehr Bauanteilscheine im Wert von 10,00 DM mit 5 % Verzinsung in 7 Serien A-G angeboten, um den weiteren Ausbau des Vereinshauses vorantreiben zu können.
Durch den Austritt des Vereins aus der »Bezirksgruppe Neukölln der Siedler und Eigenheim­besitzer« wurde der »Eigenheim- und Grund­besitzer RUDOW e.V.« selbständige Bezirks­gruppe im Zentralverband. Durch dauernde Vorsprache beim Bezirksamt Neukölln erreichte der Kollege Kober, daß der Verein bei örtlichen Vorhaben, wie dem Ausbau von Straßen und deren Beleuchtung, gehört wurde. Bezirksbürger­meister Exner erkannte die Wichtigkeit der Tätigkeit der Mitarbeiter der Vereine an, weil er, wie er sagte, nicht so viele Außenbeamte zur Verfügung habe, um alles wissen und überprüfen zu können.
Die Schneeschmelze Ende 1955 und Anfang 1956, die zu Überschwemmungen in der Bahnhofstraße führte und das Ansteigen des Grundwassers, veranlasste den Kollegen Kober, sich beim Bezirksamt Neukölln für die geschädigten Mitglieder einzusetzen. Auch in der Mitgliederversammlung am 12. Mai 1956 wurde zu dem Problem Stellung genommen. Bezirksbürger­meister Exner, Baurat Schwersenz vom Tiefbau­amt und Regierungsrat Wattke vom Wasserbauamt des Senats sprachen zu dem Problem. In weiteren Mitgliederversammlungen wurden Vorträge über Testamente oder von Dr. Nordmeier vom Zentralverband über Vermögens­abgabe und Hypothekengewinnabgabe gehalten.
Im Herbst 1956 sollte in der Gruppe 8 die elektrische Beleuchtung in Angriff genommen werden. Um gegenüber dem Bezirksamt Neukölln die Interessen der Rudower Bürger besser vortragen und vertreten zu können, rief der Kollege Kober zusammen mit dem 1. Vorsitzenden des »Reichsbundes der Kriegsopfer«, Kollege Gustav Schwarz, zur Gründung einer Interessengemeinschaft aller Rudower Vereine auf, um beim Bezirksamt auf gemeinsamer Basis die örtlichen Verhältnisse zu behandeln.
Aber der Verein bemühte sich nicht nur um den Straßenbau, um bessere öffentliche Straßenbeleuchtung, Verkehrsverbindungen usw.. Durch Gewinnung des »Künstlernoteinsatzes« gelang es, daß allmonatlich für ein geringes Entgelt eine Matinee im Kino Mars (das gegenüber der Sparkasse in Alt-Rudow stand) für Rentner, Schwerbeschädigte und Erwerbslose durchgeführt werden durfte. Die Aufstellung der berechtigten Besucher mußte dem Verein mitgeteilt werden. Diese Matinees mußten später wegen der zu kleinen Bühne im »Mars« in den Saalbau Neukölln verlegt werden. es verdient in diesem Zusammenhang erwähnt zu werden, daß der Kollege Kober durch Verhandlungen mit der BVG erreichte, daß am Tage der Veranstaltungen im Saalbau für die Besucher ein »Einsetzer« der Straßenbahn um 22.00 Uhr ab Hermannplatz nach Rudow fuhr.
Um dem Übel des Be- und Zerfahrens der Gehwege entgegenzutreten, erwirkte der Kollege Kober, daß Pfähle von 0,90 m Höhe in 1,50 m Entfernung vom Zaun der Anlieger aufgestellt werden durften.
Zur Feststellung der Grundwasserschäden wurden Formulare an die Geschädigten ausgegeben, die dann zu weiteren Verhand­lungen des Kollegen Kober und des Zentral­verbandes mit dem Bezirksamt und dem Senat führten. Der Ausbau des Vereinshauses ging inzwischen, besonders durch den uneigen­nützigen Einsatz des Kollegen Mierke und seiner Helfer, gut voran, so daß ab Januar 1957 die Sprechstunde für Mitglieder aus dem Keller in das Erdgeschoß verlegt werden konnte.
Das Jahr 1956 war für den ehrenamtlich arbeiten­den Vorstand ein schweres Jahr, denn neben der Grundwasserprobleme mußte ja auch der Bau des Vereinshauses weitergehen. In seinem Jahresbericht für das Jahr 1956 stattete Kollege Kober der Feuerwehr im Namen des Vereins seinen Dank für die Unterstützung in der Grund­wassernot ab. Sie pumpte weit über 350 Keller nicht nur einmal, sondern mehrmals aus. Vom Tiefbauamt wurde die Be- und Entwässerungs­anlage für den Fuchsien-, Orchideen- und Mohnweg vorgesehen.
Die Baukosten für das Vereinshaus betrugen lt. Bericht des Kollegen Mierke bis zum 31.12.1956 27.600,00 DM. Infolge des erhöhten Beitrages für den Zentralverband, der seinerseits durch den Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft Deutscher Siedler und Eigenheimer im Bundesgebiet höhere Kosten hatte, mußten wir den Beitrag für unsere Mitglieder von 0,80 DM auf 1,00 DM erhöhen. Ostgeld-Beiträge wurden nicht mehr angenommen.
Wegen seiner Verdienste um den Wiederaufbau des Vereins wurde der Kollege Max Gaertych in der Jahreshauptversammlung 1957 zum Ehrenmitglied ernannt. Der alte Vorstand wurde wiedergewählt. Nach der Versammlung fand sich der Vorstand zur Voreinweihung der Geschäftsstelle im Vereinshaus zusammen. Während die Selbstverwertergruppe im Jahre 1955 25 verschiedene selbstgefertigte Pelzsachen an das Jugendamt gegeben hatte, wurde 1956 30 selbstgefertigte Kleidungsstücke der Ungarnhilfe zur Verfügung gestellt.
Auch im Jahre 1957 ging der Kampf gegen das Grundwasser weiter. In der Februar-Versammlung berichtete Kollege Kober über die Maßnahmen des Senats. Der Vorstand legte der Versammlung eine Resolution vor, die einstimmige Annahme fand und dem Senator für Bau- und Wohnungswesen, dem Bezirksamt Neukölln, der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln und der Presse zugeleitet wurde.
Darin hieß es:
»Die am 23. Februar 1957 stattgefundene Mit­gliederversammlung des »Eigenheim- und Grundbesitzer RUDOW e.V. « hat mit Bedauern in der heutigen Tagespresse von der Ablehnung der Erstellung einer Brunnengalerie zwecks Grundwasser-Senkung Kenntnis genommen. Wir erheben gegen diese Maßnahme schärfsten Pro­test, da ja nach Ansicht des Wasserwirtschafts­amtes das der einzig richtige Weg zur Lösung des Problems war. Durch diese Maßnahme ist erneut starke Unruhe in unserem Ortsteil entstanden und wir sind dadurch seit über einem Jahr um keinen Schritt weitergekommen. Die bereits entstandenen Schäden werden, da ja auch in diesem Jahr die Keller unter Wasser stehen werden, trotz geringer Niederschläge nicht weniger, sondern von Tag zu Tag größer. Wir erwarten nunmehr eine Aussprache mit den zuständigen Behörden unter Hinzuziehung aller in Betracht kommenden Fachleute zur endgültigen Klärung obiger Angelegenheit.«
Der Verein mit seinen rund 1.600 Mitgliedern konnte es sich erlauben, solche Schritte zu unternehmen. Der Kollege Kober scheute sich nicht, die Meinung der Bevölkerung zu den unver­ständlichen Maßnahmen des Senats zu sagen.

Die Mitgliederversammlungen des Vereins wurden immer interessanter und der Besuch wurde reger. Vorträge von Rechtsanwälten des Zentralverbandes, Lichtbildervorträge des Herrn Galle vom Verein der Naturfreunde und der Filmbildstelle wechselten ab. Die aufmerksam gewordene Presse besuchte interessiert unsere Versammlungen. In der April-Versammlung berichtete Herr Arno Scholz in einem Lichtbildervortrag über seine
Asienreise. Oberarzt Dr. Nitsche vom Neuköllner Krankenhaus hielt die Versammlungsteilnehmer in Bann. Am 29.  September 1957 war es durch den intensiven Einsatz der Kollegen Kober und Mierke endlich soweit, daß das Vereinshaus offiziell eingeweiht werden konnte. Als Ehrengäste waren Bezirksbürgermeister Exner, Bezirksstadtrat Zerndt, Bezirksverordnetenvorsteher Großmann, Gartenfreund Naulin und Frl. Hohmann vom Zentralverband und Gartenfreund Mährlein vom Bezirksverband Süden sowie unsere Helfer und Gönner Herzig, Hoffmann, Stübert, Jagenow und Conrad mit ihren Frauen eingeladen worden. Vom Zentralverband wurde dem Verein eine elektrische Wanduhr durch den Kollegen Mährlein überreicht, von den übrigen Gästen kamen unübersehbare Blumengebinde. Die Arbeit und der Mut des Vereinsvorstandes, aus eigener Kraft ein solches Vereinshaus  zu errichten, fanden in den Reden des Bürgermeisters und der anderen Redner Anerkennung und Lob. Kollege Mierke als Bauführer übergab dem 1. Vorsitzenden symbolisch Schlüssel für das Haus. Durch einen Lichtbildervortrag schilderte der Kollege Mierke den Werdegang und die einzelnen Bauabschnitte des Vereinshauses.
 
Die Damen der Selbstverwertergruppe bereiteten mit vielen Aktivitäten Freude.

Unter dem Motto »Herbstkirmes« fand am 19. Oktober 1957 in Rupperts Vereinshaus (Juliuspark ist ab Februar 1958 gesperrt) ein Herbstvergnügen mit Prämierung der größten und schönsten Gartenerzeugnisse sowie mit großen Überraschungen statt. Die Selbstverwertergruppe unter Leitung von Frau Damerau und Frau Kumm beschloss, die gefertigten und gespendeten Sachen selbst an die Waisenkinder zu verteilen und veranstaltete eine Weihnachtsfeier im Vereinshaus, wozu 15 Kinder geladen und mit Kakao, Kuchen und einem »Bunten Teller« bewirtet wurden. Anschließend kamen die Kleidungsstücke zur Verteilung. Die Freude, die diese Geschenke bei den Kindern auslöste, übertrug sich auf die Frauen die alles selbst gefertigt und vorbereitet hatten und die unter dem starken Eindruck standen, wirklich armen Kindern eine Freude bereitet zu haben. Eine Weihnachtsfeier für die Mitarbeiter und deren Frauen sowie den Gönnern unseres Vereins, im ganzen 110 Personen, brachte als Anerkennung für ihre geleistete Arbeit große Freude für alle Teilnehmer. Wertvolle Tombola-Preise kamen für jeden Mitarbeiter zur Verlosung, darunter zwei Ferienreisen, vom »Verein der Naturfreunde« gestiftet, sowie sechs Bus-Freikarten nach Westdeutschland von der Firma Fritsche & Sohn und viele andere wertvolle Preise.
Wieder ging ein arbeits- und erfolgreiches Jahr zu Ende und der Kollege Kober konnte in der Jahreshauptversammlung mit Stolz von allem berichten. Nicht von Erfolg gekrönt war die Grundwasserkalamität, die aber vom Verein nicht allein bewältigt werden konnte.
Zur Verschönerung unserer Gärten wurde ein Vorgarten-Wettbewerb für Mitglieder beschlossen, für den vom Verein fünf Preise á 50,00 DM, 30,00 DM und 15,00 DM angesetzt wurden.
Kollege Mierke berichtete, daß das Vereinshaus bis jetzt Kosten in Höhe von 34.000,00 DM verursacht habe.
Die Mitgliederversammlungen des Jahres 1958 wurden mit Vorträgen von Fachkräften wie Schornsteinfeger-Meister Bartsch von der Innung, Rechtsanwalt Dr. Linsert vom Zentralverband und Oberarzt Dr. Nitsche vom Städtischen Krankenhaus Neukölln ausgefüllt.
In der Juli-Versammlung gab Kollege Kober die Preisträger des Vorgarten-Wettbewerbes bekannt. Die Jury bestand aus den Herren Fischer von der Firma Fischer & Seidel in Rudow, Noah von der Firma Mamerow in Steglitz und unserem Gartenfachberater Kollege Ehrcke.

Den 1. Preis – 50,00 DM erhielt Kollege Ubschat, Orchideenweg 74,
den 2. Preis – 30,00 DM erhielt Kollege Schrammer, Straße 7 Nr. 7 U,
den 3. Preis – 15,00 DM erhielt Kollege Mewa, Straße 7 Nr. 62

Vier von den Jury-Firmen gestiftete Trostpreise fielen an die Koll.

Buttkau, Schwertlilienweg 39;
Schröder, Straße 215 Nr. 16;
Schulze, Beifußweg 24 und
Grunwaldt, Löwenzahnweg 14/16.

Alle preisgekrönten Gärten mußten durch eigene Arbeit erstellt worden sein.
Ab 1. August wurden die Sprechstunden für unsere Mitglieder jeden Montag im Vereinshaus vom Kollegen Gaertych durchgeführt.
Die von den Eigenheim- und Grundbesitzervereinen durch den Zentralverband erhobenen Proteste wegen der Erhöhung der Kosten für die Entwässerungsanlagen hatten Erfolg, so daß der auf 60,00 DM festgesetzte Preis wieder auf 15,00 DM herabgesetzt wurde.
An der Fahrt zur Brüsseler Weltausstellung, die vom Zentralverband durchgeführt wurde, nahmen die Kollegen Kober und Mierke teil.
Ein Herbstvergnügen wurde diesmal im Vereinshaus der Dauergartenkolonie am Buschkrug durchgeführt. Als Ehrengast nahm Bezirksbürgermeister Exner daran teil. Für den Verein war auch diese Veranstaltung ein voller Erfolg.
Bezirksbürgermeister Exner, der nun schon seit mehreren Jahren in Mitgliederversammlungen des Vereins über kommunale Fragen gesprochen hatte, kam auch in diesem Jahre dem Wunsch des Vereins nach und stand den Rudower Bürgern Rede und Antwort.
Am 8. Dezember 1958 startete wieder die traditionelle Bescherung von 20 geladenen Heim- und Waisenkindern durch die Selbstverwertergruppe. Rund 70 Bekleidungsstücke und Spielsachen waren gefertigt worden. Ebenso fand für die Mitarbeiter wieder eine Weihnachtsfeier statt.

In der Jahreshauptversammlung am 18. Januar 1959 berichtete Kollege Kober über die Vielseitigkeit der Vereinsarbeit, die schon zu einer reinen Organisationsarbeit geworden sei. Neben der Fertigstellung der unteren Räume im Vereinshaus wurden für den Verein 2 Schreibmaschinen, 2 Tresore sowie ein kleiner Bartisch angeschafft. Die Mitglieder erfuhren ferner, daß für die in Rudow neu geschaffenen Straßen 500.000,00 DM ausgegeben worden seien und der Senat für den Straßenbau in Neukölln im Jahre 1959 weitere 5,5 Millionen DM bewilligt habe, allerdings seien in diesem Betrag auch die Kosten für die Vergrößerung der Pumpstation in der Stubenrauchstraße enthalten. Die Beleuchtung der Straßen, besonders in der Gruppe 13, soll noch in diesem Jahr erfolgen.
 

Kollege Mierke erhielt für seine Verdienste beim Bau des Vereinshauses die Ehrenmitgliedschaft.

Die Lasten für das Vereinshaus haben sich schon erheblich verringert und der Vorstand hofft, daß im Jahre 1959 alle Verbindlichkeiten gegenüber den Handwerkern und Lieferanten getilgt werden können. Da der größte Teil der mit dem Bau des Vereinshauses zusammenhängenden Arbeit vom Kollegen Mierke, der auch Bauführer war, getragen worden war, beschloss der geschäftsführende Vorstand, der Hauptversammlung die Ernennung des Kollegen Mierke zum Ehrenmitglied vorzuschlagen. Dieser Vorschlag wurde von der Versammlung einstimmig und mit großem Beifall angenommen. Kollege Mierke dankte für die Ehrung und gab sodann den Kassenbericht. Das Vermögen betrug am 1.1.1959 44.541,00 DM. Durch die Festsetzung des neuen Einheitswertes ist dieser Betrag nicht vermögenssteuerpflichtig. Anteilscheine und Bausteine sollen ab sofort nicht mehr zur Ausgabe gelangen.
Die Vorstandswahlen ergaben durch das Ausscheiden der langjährigen Kassiererin Hildegard Krüger aus beruflichen und des Kollegen Kumm aus gesundheitlichen Gründen folgende neue Zusammensetzung des Vorstandes:

1. Vorsitzen der  Kollege Walter Kober
2. Vorsitzender  Kollege Max Gaertych
1. Kassierer Kollege Karl Mierke
2. Kassierer Kollege Fritz Gottschling
1. Schriftführer Kollege Alois Kügler
2. Schriftführer   Kollege Otto Lehmann
Beisitzer und Zeugwart Kollege Hermann Wisbar

Als neue Gruppenleiter wurden für die Gruppe 11 der Kollege Fritz Kallweit als Ersatz für Frau Füting und in Gruppe 14 für den ausscheidenden Kollegen Reinhold Lehmann der Kollege Joseph Knisel gewählt. Den Kollegen Kumme, Mitlöhner, Kurka und Carl wurde für die beim Bau des Vereinshauses geleistete Arbeit Beitragsfreiheit auf Lebenszeit gewährt. Desgleichen der Kollegin Frau Freier und dem Kollegen Ebert für 25 Jahre langes Kassieren.
Auch im Jahre 1959 gingen die Verhandlungen wegen der Grundwasserschäden weiter.
In der Neuköllner Straße Ecke Johannisthaler Chaussee entstand eine neue Feuerwache für Buckow und Rudow, was sehr wichtig war, denn für die Freiwillige Feuerwehr in der Köpenicker Straße bedeuteten zwei Alarme innerhalb einer Stunde eine Überforderung.
Zur Unterhaltung der Mitglieder wurde einmal im Monat ein Skatabend im Vereinshaus angesetzt.
An einer Studienfahrt des Zentralverbandes nach Holland nahmen die Kollegen Kügler, Ehrcke und Gaertych teil. Im Vereinshaus wurde die obere Etage als Vereinsraum ausgebaut. Dazu wurden auch neue Tische und ein Bildwerfer angeschafft.
Folgende acht Straßen wurden im Ortsteil Rudow fertiggestellt: Goldlackweg, Levkoienweg, Orchideenweg, Fuchsienweg, Löwenzahnweg, Windenweg und Mohnweg, ferner der Gehsteig des Flurweges. Die Bundesgartenschau fand im Jahre 1959 in Dortmund statt. An der vom Zentralverband dorthin durchgeführten Fahrt, nahmen die Kollegen Kober, Mierke und Lehmann teil. Eine Werbeaktion für neue Mitglieder brachte dem Verein teilweisen Erfolg.
Ein Antrag beim Gartenbauamt, die durch den Krieg verlorengegangenen Bäume in der Groß-Ziethener-Chaussee wieder neu anzupflanzen, hatte Erfolg.
Eine Wiederholung des Vorgartenwettbewerbes fand unter größerer Beteiligung  unserer Mitglieder statt. Die dafür ausgeschriebenen Preise wurden auf dem Herbstvergnügen  am 10.10.1959 verteilt.

Den 1. Preis – 50,00 DM erhielt Kollegin Zühlke, Goldlackweg 14,
den 2. Preis – 30,00 DM erhielt Kollege Dittrich, Schönefelder Ch. 35,
den 3. Preis – 15,00 DM erhielt Kollegin Prell, Windenweg.

Der Sieger des Vorjahres, der auch in diesem Jahr mit seinem Garten Anerkennung fand, erhielt für gleichbleibende Leistungen einen Anerkennungspreis. Für vorbildliche Gartengestaltung erhielten ferner von Firmen gespendete Preise:

Fr. Klara Brüggemann   10 Edelrosen
Hr. Fritz Schönsee        5 Edelrosen
Fr. Koch-Enzmann        1 Gutschein über 5,00 DM
Hr. Max Richter             1 Gutschein über 5,00 DM
Hr. Karl Mierke              1 Gutschein über 5,00 DM
Herr Hoppe                   1 Gutschein über 5,00 DM
Fr. Emma Raschke       1 Gutschein über 5,00 DM

Am 1. November 1959 ereignete sich vor unserem Vereinshaus ein folgenschwerer Unfall, dem unser eifriges Mitglied der Kleintierzüchtergruppe, Kollege Paul Dommel, zum Opfer fiel. Schwer verletzt mußte er ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Am 2. November erfolgte in der Blaschkoallee der erste Rammschlag im U-Bahnbau Grenzallee – Britz Süd, an dem der Kollege Max Gaertych als Vertreter des Vereins teilnahm.
Wie in den vergangenen Jahren beteiligte sich der Verein auch an der Totengedenkfeier der Interessengemeinschaft Rudower Vereine und legte einen Kranz nieder.
Für die Mitgliederversammlung am 20. November hatte sich Bezirksbürgermeister Lasson bereit erklärt, über die Planung und Neugestaltung des Ortsteiles Rudow im Umkreis der »Spinne« zu sprechen. Leider konnte er nur mitteilen, daß der vom Bezirksamt ausgearbeitete Plan am Tage zuvor vom Senat vollkommen abgelehnt worden war.
Die Frauen der Selbstverwertergruppe hatten das Jahr über fleißig gearbeitet und 13 größere Pelzsachen, 7 Pelztiere sowie 25 Mäntel und Kleider aus gespendeten Stoffen angefertigt. Diese Sachen zusammen mit weiteren 13 gespendeten Strickwaren wurden, wie in jedem Jahr, in einer vorweihnachtlichen Feierstunde an die vom Bezirksamt ausgesuchten Heim- und Waisenkinder verteilt. Die traditionelle Weihnachtsfeier für die Mitarbeiter fand in Form eines Eisbeinessens am 12. Dezember im Lokal von Zimdarse statt.
Wieder hatte Kollege Kober ein Heftchen zusammengestellt, in dem er alle seine Vorstandskollegen und Mitarbeiter in gereimter und humorvoller Form ansprach. Mit dieser Anerkennung für die geleistete Arbeit endete das Jahr 1959.

Das Jahr 1960 begann mit der Jahreshauptversammlung und der Neuwahl des Vorstandes. Der alte Vorstand wurde wiedergewählt. Für den ausscheidenden 2. Kassierer trat der Kollege Kurzke in den Vorstand ein. Zur Unterstützung und Mitarbeit in der Sprechstunde stellte sich Kollege Bruno Zimmermann zur Verfügung.
 

In einer Versammlung beschäftigten sich die Siedler mit der Gestaltung ihres Stadtteils.

Zu der Februar-Versammlung hatte sich Bezirksstadtrat Zerndt mit einigen Herren des Bezirksamtes angemeldet und um vorherige Zusendung der Fragen gebeten, die er behandeln sollte. In dieser Versammlung wurde Herrn Zerndt sicher klar, wie groß das Interesse der Rudower an der Gestaltung des Ortsteiles Rudow war.
In diesem Jahr wurde der Evangelische Friedhof Ostburger Weg fertiggestellt. Der Notfriedhof, der auf Anweisung der Russischen Besatzungsmacht auf dem ehemaligen Gutsacker an der Ostseite des Rudower Wäldchen am Wildmeisterdamm (jetzt Fritz-Erler-Allee Ecke Wutzkyallee) zur Beseitigung der herumliegenden Toten angelegt werden mußte, wird eingeebnet.
Die Bemühungen des Vereins, den Schichtunterricht in der Schule Köpenicker Straße durch Verlegung von Klassen in andere Schulen und Stellung eines Schulbusses zu beheben, hatten Erfolg.
Auch die seit Jahren immer wieder beantragte Toilette an der „Spinne“ (U-Bahnhof Rudow) wurde durch die Aufstellung einer fahrbaren Toilette gelöst, weil eine feste Toilette erst in Verbindung mit der Fertigstellung des U-Bahnhofes erfolgen sollte.
Durch die Absage des Professors Press, weiterhin an der Lösung des Problems der Grundwasserkalamität mitzuarbeiten, war eine neue Situation entstanden. Diese Absage war zustande gekommen, weil der 1. Vorsitzende des Buckower Vereins durch Veröffentlichungen in seinem Vereinsblatt das Vertrauen des Professors missachtet hatte. Trotzdem fanden laufend Verhandlungen mit dem Bezirksamt, dem Senat und der Stadtentwässerung statt.
Im Rahmen des historischen Festzuges zur 600-Jahr-Feier des Bezirks Neukölln beteiligte sich der Verein mit drei Wagen, auf denen ein Eigentum, ein Garten und die Kleintierhaltung dargestellt waren. Der Entwurf und die Gestaltung sowie die Organisation lag wieder beim Kollegen Mierke. Der Drei-Wagen-Zug setzte sich am 26. Juni 1960 um 12.00 Uhr zur Teilnahme an dem Wagen-Corso in Bewegung und fand überall durch die sehr sinnvolle Gestaltung und den Gruß „Rudow grüßt Neukölln“ Lob und Anerkennung.
Auf der Delegiertenkonferenz des Zentralverban­des am 24. April 1960 wurde Kollege Kober als stellvertretender Vorsitzender für die Siedler gewählt.
Das Bundesbaugesetz brachte für den Vorstand und die gesamte Organisation viel Arbeit mit sich, weil es um die Mitgestaltung der Ausführungsbe­stimmungen ging.
Wie in den Vorjahren wurde ein Vorgartenwett­bewerb durchgeführt. Die Preisträger bekamen die Preise anlässlich der 600-Jahr-Feier am 26. Juni 1960 im Lokal Zimdarse ausgehändigt.

Den 1. Preis erhielt Frau Elsa Prell,
den 2. Preis Herr Erich Schulz,
den 3. Preis Herr Buttkau und
den Ehrenpreis des Bezirksamtes – eine Silberschale – erhielt Herr Urbschat.

Die Fachberatertagung in Wien wurde vom Zentralverband besucht. Unser Verein entsandte die Kollegen Kober, Mierke und Kügler.
Trotz der Festtage gingen die Verhandlungen des Vereins und des Zentralverbandes beim Senat wegen des Erschließungsrechtes im Bundesbau­gesetz weiter. Dieses Gesetz sah vor, daß die Anlieger bei Erstellung ihrer Straße mit 90 % der Kosten beteiligt werden sollten.
Zu alledem kamen die im Zusammenhang mit der Neufestsetzung des Einheitswertes und der damit verbundenen Erhöhung der Grundsteuer zusammenhängenden Arbeiten, bei denen es darum ging, mögliche Härten für unsere Mitglieder von vornherein zu vermeiden. Natürlich tauchten entsprechende Fragen immer wieder in den Mitgliederversammlungen auf und mußten behandelt werden. Daneben aber gab es Vorträge über Vogelschutz, Filmvorträge, einen Werbevortrag der »Öffentlichen Bausparkasse der Stadt Berlin« und Oberarzt Dr. Nitsche sprach über Krankheiten und ihre Heilung. Im November setzte Bezirksbürgermeister Lasson die Tradition des früheren Bezirksbürgermeisters Exner fort, einmal im Jahr über kommunale Fragen zu unseren Mitgliedern zu sprechen.
Der Dezember brachte die Weihnachtsbescherung der Selbstverwertergruppe für die vom Bezirksamt ausgewählten Heim- und Waisenkinder. An 20 Kinder wurden 7 Kleider, 5 Trägerröckchen mit Blusen, 1 weißer Pelzmantel, 2 Pelzkragen, 2 Pelzmützen, 2 Trainingsanzüge, 5 Strickjacken, 1 Paar Söckchen, 1 Paar Fausthandschuhe und 1 Paar wollene Kniestrümpfe verteilt. Da zu wenig geeignete Felle vorhanden waren, wurde mehr Bekleidung aus gespendeten Stoffen gefertigt.
Der Dezember brachte die Weihnachtsbescherung der Selbstverwertergruppe für die vom Bezirksamt ausgewählten Heim- und Waisenkinder. An 20 Kinder wurden 7 Kleider, 5 Trägerröckchen mit Blusen, 1 weißer Pelzmantel, 2 Pelzkragen, 2 Pelzmützen, 2 Trainingsanzüge, 5 Strickjacken, 1 Paar Söckchen, 1 Paar Fausthandschuhe und 1 Paar wollene Kniestrümpfe verteilt. Da zu wenig geeignete Felle vorhanden waren, wurde mehr Bekleidung aus gespendeten Stoffen gefertigt.
Die Weihnachtsfeier für die Mitarbeiter fand wegen der im nächsten Jahr fälligen 40-Jahr-Feier diesmal im kleineren Rahmen im Vereinshaus statt. Sie wurde von allen Teilnehmern wegen ihrer Gemütlichkeit als schöner empfunden als alle vorangegangenen.
Die Jahreshauptversammlung am 22. Januar 1961 wurde vom Kollegen Gaertych als Jubi­läumsversammlung eröffnet.
Dem Kollegen Mierke wurden für seine 10-jährige Tätigkeit als Kassierer der Dank und die herzlichsten Glückwünsche in Form eines Blumenstraußes zuteil.
Die Wahl des neuen Vorstandes für 1961 ergab folgende Zusammensetzung:

1. Vorsitzender:       Kollege Walter Kober
2. Vorsitzender:       Kollege Max Gaertych
1. Kassierer:            Kollege Karl Mierke
2. Kassierer:            Kollege Bruno Zimmermann
1. Schriftführer:       Kollege Rudi Gallinger
2. Schriftführer:       Kollege Franz Kurzke
                               (für den ausscheidenden Kollegen Otto Lehmann)
Schriftleiter:             Kollege Alois Kügler

1. Beisitzer und Zeugwart:        Kollege Hermann Wisbar  

2. Beisitzer:                              Kollege Fritz Krüger          

 
Um Missbrauch zu verhindern, wurde das Vereins-Eintrittgeld auf 3,- DM erhöht.

Die Mitgliederversammlung beschloss auf Antrag des Kollegen Karl Mierke, das Eintrittsgeld auf 3,00 DM bei gleichzeitiger Zahlung von 3 Monatsbeiträgen und das Wiedereintrittsgeld auf 5,00 DM bei gleichzeitiger Zahlung von 6 Monatsbeiträgen zu erhöhen. Dadurch sollte vermieden werden, daß Eigenheimer nur Mitglied werden, um kurzfristig kostenlose Beratung oder Hilfe zu erreichen um dann wieder auszutreten.
Unter der maßgeblichen Mitarbeit des Kollegen Mierke erarbeitete der Zentralverband Vorschläge für eine sozialere Veranlagung zu den Anliegerbeiträgen aus. Bei der Veranlagung nach Frontmetern zahlen die Besitzer von Schlauch- und Hammergrundstücken im Verhältnis zu denen mit 18 m und mehr zu wenig. Es wurde vorgeschlagen, Frontmeter und Grundstücksgröße bei der Berechnung der Anliegerbeiträge zu kombinieren. Außerdem sollte eine 25 % statt 10 % Beteiligung des Senats angestrebt werden. Alte Pflasterkassenbeiträge sollen voll in Anrechnung gebracht werden. Der Senat erklärte seine Bereitschaft zu einer Verrentung der Anliegerkosten auf 20 Jahre und wollte zusätzlich bei schnellerer Abzahlung prozentuale Vergünstigungen gewähren. Das sollte allerdings nur für Mitglieder der alten Pflasterkassen gelten.
Eine vom Vorstand aufgestellte Aufgliederung der Mitglieder nach Altersgruppen ergab, daß 56 % über 60 Jahre alt sind.
Am 6. Mai 1961 wurde im Vereinskasino Britz, Buschkrugallee 157, die 40-Jahr-Feier des Vereins festlich begangen. Der rd. 500 Personen fassende Saal war mit der Vereinsfahne und dem Jubiläumsschild, mit Flieder und Birken sowie 120 Leihblumentöpfen der Firma Weimann ausgeschmückt. Die Kapelle Horstmann, ein Conférencier, Brigitte Mira, das Trio Sorrento und andere Künstler sorgten für Unterhaltung.
Die langjährigen Mitarbeiter Dutschke, Ephan und Ehrcke wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt, 23 über 10 Jahre im Verein tätige Funktionäre erhielten ein Präsent. Das Mitteilungsblatt kam als 20-seitiges Sonderheft heraus. Trotz zahlreicher Spenden von Firmen erforderte die Veranstaltung einen Vereinszuschuss von 1.000,- DM.
Der Zentralverband feierte am 25. Juni sein 60-jähriges Jubiläum in der Kongresshalle.
Am 12. und 13. August 1961 veranstaltete die Kleintierzüchtergruppe auf dem Vereinsgrundstück eine Kleintierschau mit 138 Zuchttieren, die sich eines guten Besuches erfreute.
Anlässlich des 70. Geburtstages des 2. Vorsitzenden Max Gaertych, der seit 25 Jahren dem Verein angehörte, fand am 22. Oktober eine kleine Feierstunde des Gesamtvorstandes statt. Hier gab der Kollege Gaertych bekannt, daß er für den Vorstand nicht mehr kandidieren wolle.
Noch vor Beendigung des Jahres 1961 konnte der 1. Vorsitzende Kollege Kober bekannt geben, daß der Senat nunmehr bereit sei, 20 % der Anliegerbeiträge zu übernehmen.

Wieder fand im Vereinshaus eine Weihnachtsfeier für die Mitarbeiter statt und die Selbstverwertergruppe bescherte Waisenkinder mit selbstgefertigten Pelzsachen und Pelztieren. Dem Britzer Waisenheim übergab der Verein 100 Gläser mit eingewecktem Obst, die von Mitgliedern gespendet worden waren.